Abstract
Nach der Abschaffung der katholischen Messe 1525 wurde im Stadtstaat Zürich der reine Wortgottesdienst eingeführt. Im Unterschied zum Luthertum und Calvinismus begannen die Zürcher Gemeinden erst ab 1598 im Gottesdienst zu singen. Die rund siebzigjährige musikalische Stille im Zürcher Gottesdienst ist kein eigensinniger Sonderweg des Musikliebhabers Zwingli, sondern erklärt sich aus den Kontroversen seiner Zeit und seinem theologischen Verständnis des geistlichen Gesangs als Herzensgebet. Im Zentrum des von Chor und Gemeinde getragenen Kirchengesangs standen diverse Psalmenausgaben. Wenn auch die musikalische Situation in den Gemeinden sehr unterschiedlich war, kann man insgesamt davon ausgehen, dass im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts die Gemeinden das Singen geistlicher Lieder im Gottesdienst annahmen oder gar pflegten und die Chöre auf zumindest ordentlichem Niveau sangen.