Abstract
In Mittelalter und Neuzeit wurden menschliche Haare in zahlreichen medizinischen, alchemistischen und magischen Werken für unterschiedliche Indikationen empfohlen: in der Medizin als Räucherung und als Asche zur Behandlung verschiedener Erkrankungen sowie als eine Art chirurgischer Faden zur Durchführung von kleinen Eingriffen, in der Alchemie zur Präparation von Ammoniaksalz und des Steins der Weisen, des Weiteren in der Magie für Schutzamulette oder Liebestränke. Diese Aspekte sind allerdings aus wissenschaftshistorischer Perspektive noch nicht eingehend erforscht. Das Ziel dieses Artikels ist, anhand der Untersuchung arabischer Werke des 9 –17 Jahrhunderts einen Beitrag zu diesem Thema zu leisten Einerseits werden relevante naturphilosophische, physiologische und traumdeuterische Konzepte sowie Anwendungen von menschlichem Haar in Medizin, Alchemie und Magie betrachtet Andererseits sollen die islamrechtlichen Bestimmungen zum menschlichen Haar untersucht und ihre Implikationen für praktische Anwendungen reflektiert werden