Abstract
Die hauptsächlich durch Elitenmigration vermittelte transnationale Verbreitung des Sports im 19. Jahrhundert mündete zur Jahrhundertwende in die Entstehung internationaler Sportorganisationen, die über Einhaltung und Weiterentwicklung der Regeln wachten, den internationalen Sportverkehr kontrollierten sowie Welt- und Europameisterschaften veranstalteten und in ihrer Struktur die europäische Vorherrschaft in der Welt widerspiegelten. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden internationale Sportgroßveranstaltungen zu wichtigen transnationalen Ereignissen, deren Wahrnehmung durch intensive Medialisierung multipliziert wurde, die Gegenstand kommerziellen Gewinnstrebens und politischer Vereinnahmungen waren und verschiedene politische und gesellschaftliche Konfliktlinien und Entwicklungstendenzen widerspiegelten. Dominierten die europäischen Länder bis in die Zwischenkriegszeit die internationale Sportbühne eindeutig, so erfolgte nach 1945 im Zeichen des Kalten Kriegs und der Dekolonisation eine sportliche Provinzialisierung Europas als ein Kontinent unter mehreren.