Abstract
Auf der einen Seite die qualitativ-hermeneutischen Geisteswissenschaften, auf der anderen die quantitativ-empirischen Sozialwissenschaften: Solche Dichotomien halten sich hartnäckig. Die Korpuspragmatik versucht in diesem Spannungsverhältnis den Brückenschlag: Ansätze und Methoden unterschiedlicher Disziplinen werden für linguistische Zwecke genutzt, gleichzeitig werden die Forschungslogiken und Denkstile reflektiert, in die sie eingebettet sind. Dies gilt insbesondere für diskurs- und kulturlinguistische Fragestellungen: Sie betrachten die sprachliche Oberfläche als Sediment von Performanz und operationalisieren Musterhaftigkeit als quantitatives Phänomen. Die Deutung dieser Muster erfolgt im Verbund mit nicht-sprachlichen Zeichen ‚lesend‘. Wir schlagen diese Brücke in einer Studie der Ausdrücke ‚links‘ und ‚rechts‘ und zeigen, wie politische Positionen durch eine quantitative Analyse der sprachlichen Oberfläche als diskursives Phänomen empirisch beschreibbar sind.