Abstract
In welcher Form das modern anmutende Konzept der individuellen Selbstbestimmung bereits in der Antike Betrachtung fand, wird an Apuleius’ Roman Metamorphosen untersucht. Dabei wird die leitmotivische Neugier des Protagonisten Lucius als Ausdruck des Strebens nach Selbstbestimmung verstanden, die der Antrieb ist für sein Handeln und auch für seine Verwandlung in einen Esel. Als Tier verliert er einen grossen Teil seiner Selbstbestimmung, sieht aber gleichzeitig ein, dass auch die Menschen zu grossen Teilen von Fortuna fremdbestimmt sind. Selbst als Esel bewahrt er sich seine Neugier und damit eine Nische der Selbstbestimmung. Als Lucius dank Isis wieder zum Menschen wird, weiht er sein Leben der Göttin und ordnet sich damit freiwillig erneuter Fremdbestimmung unter – erlangt dafür jedoch transzendentes Wissen.