Abstract
Die Forschung hat die öffentliche Sichtbarmachung von Medienpublika mittels Metaphern bisher weitgehend vernachlässigt. Dabei entfalten Metaphern gerade bei abstrakten Phänomenen, wie jenem des Medienpublikums, Einfluss und Definitionsmacht. Dieser Beitrag liefert erstmals einen Überblick dazu, wie Publika traditioneller und neuer Medien mittels Metaphern konstruiert und sichtbar gemacht werden. Metaphern, wie beispielsweise „Blockbuster“, „Shitstorms“ und „virale Videos“, sind im alltäglichen Sprachgebrauch und in der journalistischen Berichterstattung stark verankert und bedeuten ein „understanding and experiencing one kind of thing in terms of another“ (Lakoff und Johnson, Metaphors we live by, The University of Chicago Press, Chicago, 1980, S. 5). Dieser theoretisch-konzeptionelle Beitrag führt die verstreut vorliegenden Befunde zu Metaphern kollektiven Nutzungsverhaltens zusammen, zeigt deren Gebrauch in Wissenschaft und Öffentlichkeit auf und unterscheidet sie hinsichtlich ihrer Konnotationen, ihren implizierten Erwartungssicherheiten und ihren Quellbereichen („source domains“). Im Fokus steht, wie Publika verschiedenster Medien – traditioneller wie neuer – durch Metaphern dargestellt und so in der öffentlichen Kommunikation auf spezifische Weisen sichtbar gemacht werden. Der Beitrag analysiert diese Metaphern vor dem Hintergrund der Flüchtigkeit, Unbekanntheit und mangelnden Sichtbarkeit von Medienpublika und zeigt auf Basis von zahlreichen Beispielen, dass solche Metaphern kritisch eingeordnet und hinsichtlich der jeweiligen Interessen einflussreicher Akteure reflektiert werden müssen. Dabei wird auch das Zusammenspiel von Metaphern und Daten beleuchtet und zukünftiger Forschungsbedarf aufgezeigt.