Abstract
Wie bewerten Parteidelegierte das Vertreten lokaler Interessen von ihren Abgeordneten, die über geschlossene Listen gewählt worden sind? Die bisherige Forschung erwartet klare Unterschiede im Verhalten von Abgeordneten in Mischwahlsystemen, die direkt und solchen, die über (geschlossene) Parteilisten gewählt werden. Doch wie ausschlaggebend ist die Vertretung lokaler Interessen für die Delegierten selbst? Dieser Beitrag will zeigen, dass Parteidelegierte – auch von Parteien die hauptsächlich Listenmandate erringen – auch von ihren Listenabgeordneten das Vertreten lokaler Interessen bevorzugen. Mithilfe eines Conjoint-Experiments mit 560 Delegierten fünf deutscher Bundestagsparteien, die ihre Kandidierenden über Delegiertenversammlungen aufstellen, wird gezeigt, dass Delegierte aller Parteien Listenabgeordnete bevorzugen, die die Interessen des eigenen Kreisverbandes vertreten. Während der Herkunftsort der Delegierten keinen Einfluss auf diese Präferenz hat, gibt es Unterschiede zwischen den Parteien in wie wichtig das Vertreten lokaler Interessen für die Entscheidungsfindung der Delegierten ist verglichen mit anderen Faktoren. Die Befunde dieser Studie haben Implikationen für die Untersuchungen politischen Verhaltens für Abgeordnete.