Abstract
In der vorliegenden Studie wird Oswald Heers populärstes Buch «Die Urwelt der Schweiz» nach dessen Entstehungsgeschichte und Gliederung (Kapitel der ersten und zweiten Auflage) kurz vorgestellt. Aus dem umfangreichen behandelten Stoffgebiet vom Karbon über das Eiszeitalter bis zum 19. Jahrhundert zur belebten und unbelebten Natur, speziell auch zum Paläoklima, werden hier die Zeit der Schieferkohlenbildungen und das Eiszeitalter in Bezug zum modernen Forschungsstand gesetzt. Zunächst wird eine übersicht zur Geschichte der Eiszeitforschung gegeben, um den zeitgenössichen Forschungsstand Oswald Heers zu veranschaulichen.
Nebst dem Fossilinhalt (Pflanzen- und Tierreste) der Schieferkohlen des Zürcher Oberlandes und der eiszeitlichen Ablagerungen aus der Schweiz und anderen Ländern Europas interessieren Oswald Heer auch geomorphologische, sedimentologische, stratigraphische, chronostratigraphische und paläoklimatische Fragen. Speziell ausführlich werden von ihm die Verbreitung von Moränen, die erratischen Blöcke, deren Herkunft und Transportweise, die Beschreibung der grössten Eisströme der Alpen sowie isostatische Landhebungen behandelt. Ferner wird die Reaktion der Pflanzen- und Tierwelt auf die Eiszeiten thematisiert.
Oswald Heer erweist sich in Fragen glazialer Formen und Prozesse sowie biogeographischer Dynamik als ein scharfer und kritischer, zum Teil visionärer Beobachter, der wesentliche Aspekte des Eiszeitalters richtig erkannte. Er war thematisch sehr breit an botanische, paläobotanische, paläoökologische, aber auch an quartärgeologische Themen und Fragestellungen interessiert und stand national und international mit zahlreichen berühmten Fachkollegen in regem persönlichen und brieflichen Kontakt.