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Ewiges Zittern. Zeitformen des Unbehagens in Fontanes Irrungen, Wirrungen

Pierstorff, Cornelia (2023). Ewiges Zittern. Zeitformen des Unbehagens in Fontanes Irrungen, Wirrungen. In: Hordych, Anna; Ungelenk, Johannes. Trouble Every Day : zum Schrecken des Alltäglichen. Paderborn: Brill Fink, 123-140.

Abstract

Fontanes erster Berliner Roman scheint für die Fragestellung dieses Bandes nach dem Unbehagen des Alltags geradezu prädestiniert, weil die Geschichte um das Unglück ohne Unglück mit einer Reflexion von Alltag und Alltagsdarstellungen einhergeht. Die Erstpublikation in der Vossischen Zeitung trägt nicht von ungefähr die Bezeichnung „Berliner Alltagsgeschichte“ im Untertitel, präsentiert sie nicht nur Hauptfiguren aus prekären wirtschaftlichen Verhältnissen, sondern staffiert auch einzelne Szenen mit Darstellungen körperlicher Arbeit aus. Und dennoch hat die Frage, wieviel Alltag überhaupt in dieser „Alltagsgeschichte“ steckt, durchaus für Diskussion gesorgt (vgl. Helmstetter 1997, 130–132). Denn als Gegenstand des Erzählens ist der Alltag geradezu auffällig ausgespart: Die Werftarbeiter läuten just in dem Moment den Feierabend ein, als sich Botho und Lene nähern; die Arbeiter des Walzwerks machen gerade Pause, als der sinnierende Botho vorbeireitet; und auch die Näherin Lene ist mehr mit Spaziergängen mit Botho oder aber mit Warten auf ihn beschäftigt als mit dem Nähen. Doch den Roman deshalb zur „Sonntagsgeschichte“ (Kribben 1979, 232) zu erklären, verkennt die integrale Funktion des Alltags, um die es mir im Folgenden geht und die sich über bestimmte Verfahren narrativer Zeitlichkeit, genauer: über iteratives Erzählen herstellt. Diese Verfahren wiederum stehen in Beziehung zu der Reflexion von Zeitlichkeit, auf welche hin die Handlung des Romans ausgelegt ist. Im Folgenden möchte ich eine Lektüre der narrativen Zeitgestaltung und der Zeitformen unternehmen, die deutlich macht, warum Konzepte von Glück und Unglück zwar von den Figuren benannt werden mögen, in der Beschreibung der Erzählung und ihrer Ver- fahren aber durch ein Konzept des Unbehagens ersetzt werden müssten. Der Alltag ist nicht die Kulisse oder das Andere der Handlung, sondern konstitutiv für die Erzählung, weil er das Unbehagen ermöglicht, welches das Spezifikum dieses Skandalromans ohne Skandal darstellt.

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Item Type:Book Section, not_refereed, original work
Communities & Collections:06 Faculty of Arts > Institute of German Studies
Dewey Decimal Classification:430 German & related languages
Language:German
Date:12 September 2023
Deposited On:20 Nov 2023 11:53
Last Modified:13 Jan 2024 14:14
Publisher:Brill Fink
ISBN:9783770567218
OA Status:Closed
Publisher DOI:https://doi.org/10.30965/9783846767214_008

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