Abstract
Die zeitgerechte Etablierung eines venösen Zugangs kann insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern eine große Herausforderung sein. Hier hat sich die intraossäre Infusionstechnik seit den 1940er Jahren als schnelle, effiziente und sichere Alternativmethode zur Schaffung eines Gefäßzugangs bewährt, um einem vitalgefährdeten Kind dringend benötigte Medikamente und Flüssigkeiten zu applizieren. Während in den internationalen Leitlinien zur pädiatrischen Notfallmedizin der intraossären Infusion eine hohe Priorität eingeräumt wird, greifen die meisten Anästhesisten nur sehr zögerlich auf diese langjährig bewährte Punktionstechnik zurück. Die vorliegende Arbeit beschreibt die intraossäre Infusionstechnik, stellt zwei unterschiedliche Kanülierungssysteme vor und diskutiert, basierend auf den aktuellen notfallmedizinischen Leitlinien sowie anhand von eigenen Fallbeispielen, potenzielle Indikationen für die Kinderanästhesie. Demnach sollten insbesondere akut vital-gefährdete Kinder mit Kreislaufstillstand, Laryngospasmus, akuter Atemwegsblutung, hypovolämischem Schock oder Hypothermie bei ausgedehnten Verbrennungen ohne liegenden bzw. rasch anzulegenden venösen Zugang mit einer intraossären Kanüle versorgt werden. Inwieweit die intraossäre Infusion auch beim nichtakut vital-gefährdeten Kind mit schwierigem oder unmöglichem peripheren Venenzugang in der Anästhesie überbrückend und zeitlich begrenzt eingesetzt werden sollte, wird die zukünftige Diskussion zeigen. Die erfolgreiche Anwendung der intraossären Infusionstechnik in der Kinderanästhesie verlangt die unmittelbare Verfügbarkeit der entsprechenden Ausrüstung, die umfassende Schulung und das regelmäßige Training sowie eine klare Regelung für ihre Anwendung innerhalb der Anästhesieabteilung. = Timely establishment of venous access in infants and toddlers can prove a particularly challenging task. Since the 1940s the technique of intraosseous infusion has established itself as a valuable alternative means for rapid, efficient and safe delivery of drugs and fluids to critically ill children. Whereas international guidelines for paediatric emergency medical care have assigned intraosseous infusion a high priority, most anaesthetists utilize this well-proven technique with great reluctance. This article describes the technique of intraosseous infusion, introduces two different cannulation systems, and discusses its potential indications in paediatric anaesthesia, based on current emergency medical care guidelines as well as some of our own case studies. In particular, children with acutely life-threatening conditions, such as circulatory arrest, laryngospasm, acute airway haemorrhage, hypovolaemic shock or hypothermia secondary to extensive burns, should receive an intraosseous cannula if intravenous access cannot be rapidly established. Future discussion may reveal whether a transiently inserted intraosseous infusion would also be indicated if the child with difficult or impossible venous access presents without acute life-threatening conditions for anaesthesia. Successful application of the intraosseous infusion technique requires immediate access to the necessary equipment, intensive education, continuous training and clear guidelines for its application in an anaesthesia department.
Abstract
Die zeitgerechte Etablierung eines venösen Zugangs kann insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern eine große Herausforderung sein. Hier hat sich die intraossäre Infusionstechnik seit den 1940er Jahren als schnelle, effiziente und sichere Alternativmethode zur Schaffung eines Gefäßzugangs bewährt, um einem vitalgefährdeten Kind dringend benötigte Medikamente und Flüssigkeiten zu applizieren. Während in den internationalen Leitlinien zur pädiatrischen Notfallmedizin der intraossären Infusion eine hohe Priorität eingeräumt wird, greifen die meisten Anästhesisten nur sehr zögerlich auf diese langjährig bewährte Punktionstechnik zurück. Die vorliegende Arbeit beschreibt die intraossäre Infusionstechnik, stellt zwei unterschiedliche Kanülierungssysteme vor und diskutiert, basierend auf den aktuellen notfallmedizinischen Leitlinien sowie anhand von eigenen Fallbeispielen, potenzielle Indikationen für die Kinderanästhesie. Demnach sollten insbesondere akut vital-gefährdete Kinder mit Kreislaufstillstand, Laryngospasmus, akuter Atemwegsblutung, hypovolämischem Schock oder Hypothermie bei ausgedehnten Verbrennungen ohne liegenden bzw. rasch anzulegenden venösen Zugang mit einer intraossären Kanüle versorgt werden. Inwieweit die intraossäre Infusion auch beim nichtakut vital-gefährdeten Kind mit schwierigem oder unmöglichem peripheren Venenzugang in der Anästhesie überbrückend und zeitlich begrenzt eingesetzt werden sollte, wird die zukünftige Diskussion zeigen. Die erfolgreiche Anwendung der intraossären Infusionstechnik in der Kinderanästhesie verlangt die unmittelbare Verfügbarkeit der entsprechenden Ausrüstung, die umfassende Schulung und das regelmäßige Training sowie eine klare Regelung für ihre Anwendung innerhalb der Anästhesieabteilung. = Timely establishment of venous access in infants and toddlers can prove a particularly challenging task. Since the 1940s the technique of intraosseous infusion has established itself as a valuable alternative means for rapid, efficient and safe delivery of drugs and fluids to critically ill children. Whereas international guidelines for paediatric emergency medical care have assigned intraosseous infusion a high priority, most anaesthetists utilize this well-proven technique with great reluctance. This article describes the technique of intraosseous infusion, introduces two different cannulation systems, and discusses its potential indications in paediatric anaesthesia, based on current emergency medical care guidelines as well as some of our own case studies. In particular, children with acutely life-threatening conditions, such as circulatory arrest, laryngospasm, acute airway haemorrhage, hypovolaemic shock or hypothermia secondary to extensive burns, should receive an intraosseous cannula if intravenous access cannot be rapidly established. Future discussion may reveal whether a transiently inserted intraosseous infusion would also be indicated if the child with difficult or impossible venous access presents without acute life-threatening conditions for anaesthesia. Successful application of the intraosseous infusion technique requires immediate access to the necessary equipment, intensive education, continuous training and clear guidelines for its application in an anaesthesia department.
Additional indexing