Abstract
Anonyme Briefe werden aus ganz verschiedenen Motiven verfasst, sie können auch legitim sein, etwa bei Whistleblowing. Ausser wenn die Unterschrift einfach vergessen wurde (z.B. wegen Demenz), steht jedoch immer ein für die Schreiber/innen emotional bedeutendes Anliegen dahinter. Daher enthalten solche Texte formell und inhaltlich viele Hinweise auf Lebensumstände, Meinungen und Identitätsmerkmale, darunter sind sehr häufig Geschlechterfragen und Geschlecht. Mit Hilfe der Heuristik des Systematischen Beobachtens lassen sich diese Indizien herausfiltern. Analysiert werden hier Drohschreiben und politische Bekennerschreiben aus der rechtsextremen und aus der linksextremen Szene.