Abstract
Mit Blick auf die aktuellen Transformationsprozesse im Bereich klinischer Seelsorge untersuchte die vorliegende Studie die diesbezüglichen Erfahrungen und Erwartungen der Schweizer Bevölkerung. Mittels einer repräsentativen Onlinebefragung (n = 1.223) wurde zum einen in retrospektiver Hinsicht untersucht, in welchen Kontexten Menschen bereits Erfahrungen mit Seelsorgenden gemacht hatten und wie sie diese einschätzten; in prospektiver Hinsicht wurden zum anderen die konkreten Erwartungen an seelsorgliche Unterstützung bei schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung erfragt. Die Datenanalyse ergab vier Bedürfnistypen: (1) Ablehnung von Religion und Spiritualität (24.2 %); (2) Skepsis gegenüber Religion bei spiritueller Offenheit (41.4 %); (3) Religiosität ohne ausgeprägte Spiritualität (12.6 %); (4) ausgeprägte Spiritualität bei religiöser Offenheit (21.8 %). Während Typus 1 der Seelsorge gegenüber grundsätzlich ablehnend eingestellt ist, gibt es bei Typus 2 eine moderate Offenheit gegenüber einer Seelsorge, die ihren Schwerpunkt in einer psychosozialen Unterstützung hat. Bei Typus 3 überwiegt ein deutlich ausgeprägter Wunsch nach einer religiös-spirituellen Unterstützung durch Gebete und Rituale, während Personen, die dem Typus 4 zuzuordnen sind, das Seelsorgeangebot in dessen ganzen Breite nutzen wollen würden. Der Aufbau eines digitalen Seelsorgeangebots wird von 25 % der Befragten als sinnvoll erachtet.