Abstract
Mareile Flitsch widmet sich in diesem Beitrag der Frage der Handlungsmacht von Frauen mit gebundenen Füssen seit Ende des 19. Jahrhunderts in China. Das Fussbinden war eine Kulturtechnik des Kleinhaltens der Füsse durch das Binden der Zehen unter den Fuss. Einst Inbegriff von Weiblichkeit, Fleiss, Disziplin, Schönheit, wurden gebundene Füsse im Moment der ausgehenden Kaiserzeit und der beginnenden Moderne zum Inbegriff von Rückständigkeit, zum Stigma. In dieser für die Frauen dramatisch raschen Umdeutung lag eine besondere Tragik, war doch das Binden in vielen Fällen nicht umkehrbar. Ein allgemeines Körperwissen wurde zum Insiderinnenwissen, das Vorzeigen der Füsse wich Techniken des Verdeckens.