Abstract
Unter dem Eindruck des Dreissigjährigen Krieges spitzte sich in den 1630er-Jahren die seit Beginn der Reformation anhaltende Auseinandersetzung zwischen den Zürcher Reformierten und Täufern zu. Die Weigerung der Täufer, Kriegsdienst zu leisten, provozierte eine zunächst mündlich geführte Debatte, die jedoch fruchtlos verlief. Nach dem Scheitern der Gespräche versuchte der Zürcher Staat erfolglos, mit verschärfter Repression den Täufern beizukommen. Schliesslich mündete die Auseinandersetzung in eine literarische Kontroverse: 1639 publizierten Kirche und Staat ein gegen die Täufer gerichtetes Manifest, das durch einen Brief des Antistes Breitinger 1642 auch in Amsterdam bekannt wurde. Die niederländischen Täufer antworteten 1643 mit einer Entgegnung unter dem Titel »Notwendige Untersuchung«, woran sich 1645 ein Antimanifest der Zürcher Täufer anschloss, das eine direkte Gegendarstellung zum Manifest der Zürcher Obrigkeit bildete. Auf dieses wiederum antwortete der Zürcher Professor Johann Rudolf Stucki mit einer Refutation. Diese Dokumente werden kritisch ediert, kommentiert und wo nötig glossiert und übersetzt, ausserdem ist der historische Hintergrund ausführlich geschildert, so dass dieser Disput im Spannungsfeld zwischen Konsens und Konflikt in allen Einzelheiten nachvollzogen werden kann. Am Ende blieb vielen Täufern nur die Auswanderung, denn
politische Toleranz gegenüber andersgläubigen Untertanen war für die Zürcher Obrigkeit trotz entsprechender Appelle aus den Niederlanden unvorstellbar.