Abstract
Religion lässt sich im Kontext der Beschneidung von Mädchen und Frauen auf verschiedensten Ebenen finden. Bisher sind diese Bezüge zwischen weiblicher Beschneidung und Religion in der Religionswissenschaft nahezu unerforscht geblieben. Religiöse Narrative beschnittener Frauen blieben ungehört, wodurch sich die Vorstellung verbreitete, weibliche Beschneidung sei nicht religiös, sondern lediglich kulturell bedingt. Durch ihr breites Religionsverständnis sowie durch ihr Selbstverständnis der Wertfreiheit ist jedoch gerade die Religionswissenschaft dazu befähigt, die Diversität der Empirie ernst zu nehmen und zu einseitig geführte Diskurse zu hinterfragen.1
In diesem Artikel soll anhand einer Untersuchung relevanter englisch- und deutschsprachiger Sekundärliteratur zum Thema »weibliche Genitalbeschneidung« aufgezeigt werden, dass diese religiös verhandelt werden kann und somit einen religionswissenschaftlichen Untersuchungsgegenstand darstellt.