Abstract
Wenn die folgenden Ausführungen sich explizit der »Auseinandersetzung« mit Trakl in Literatur und Philosophie verschreiben, so unterstehen sie hiermit bereits einer vorgängigen Unterscheidung. »Auseinandersetzung«: Das verlangt zum Ersten ein zumindest konzeptuelles Verständnis von Trakls Dichtung und im Zweifel auch ihrer geistigen, ästhetischen oder kulturhistorischen Kontexte, zum Zweiten sodann den produktiven Umgang mit diesem Verständnis. Die Klarheit dieser Kriterien unterläuft die Konkretion: Wo genau verläuft etwa die Trennlinie zwischen einer epigonalen und einer intertextuellen Bezugnahme auf Trakl? Lässt sich die Evokation und Stilisierung der ›Figur‹ Trakl – beispielsweise in Else Lasker-Schülers zweizeiligem Epitaph von 1917 – bereits als eine Form der ›Auseinandersetzung‹ verstehen? Die Grenzziehung fällt bisweilen schwer, zumal in anderer Hinsicht auch eine Bezugnahme denkbar ist, die über die ›Auseinandersetzung‹ hinausgeht.