Abstract
Mit zunehmendem Wandel der Forschungsparadigmen erweist sich die Vermittlung zwischen den Prinzipien einer modernen philologischen Editionspraxis und der texthermeneutisch verfahrenden literarischen Analyse als Herausforderung. Nicht erst mit den Anliegen der New Philology, aber entschieden forciert durch digitale Editionsmethoden und Erschließungsinstrumente geraten die Prämissen der ‘klassischen’ Textkritik in Bewegung: Während die hermeneutische Analyse eines Textes auf die Kategorien von ‘Autor’, ‘Werk’, ‘Text’ angewiesen ist, werden sie über die Dokumentation unterschiedlicher historischer Zustände eines Textes zunehmend volatil. Am Beispiel des aktuellen wissenschaftlichen Umgangs mit Hartmanns von Aue Erec-Roman und seiner textgeschichtlichen Gestalt, dem ‘Ambraser Ereck’, soll dieser editionsphilologische und texthermeneutische Zielkonflikt methodenorientiert problematisiert werden.