Abstract
Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, das viel beschriebene Phänomen des Schweigens in Gesprächen auf Kommunikation mit und durch Schrift, also auf Textkommunikation, zu beziehen: Unter welchen Bedingungen und in welchen Kontexten kann man mit dem Weglassen von Text kommunizieren? Zur Beantwortung dieser Frage wird das aus der Konversationsanalyse stammende Konzept der "Redezugvakanz" aufgegriffen, das darauf beruht, dass eine relevant gesetzte Hörerwartung enttäuscht wird. Analog dazu entstehen, so die These, Lesbarkeitsvakanzen in der Textkommunikation, wenn Leseerwartungen manifestiert werden, aber unausgefüllt bleiben. Wie man sich das konkret vorzustellen hat, wird an einigen typischen Fällen von Lesbarkeitsvakanzen illustriert, die mit der Dialogisierung der Textkommunikation, der Fragmentierung von Lesbarkeitshinweisen und der Verweigerung von Text durch Text zu tun haben.