Abstract
Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant weiter und prägt immer mehr Bereiche im Journalismus, auch in der Schweiz. Bereits sind erste Richtlinien und Handlungsempfehlungen erschienen, wie der Journalismus mit KI umgehen und dies gegenüber dem Publikum offenlegen soll. Die vorliegende Studie setzt hier an und untersucht mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung, welche Erwartungen das Publikum beim Einsatz von KI im Journalismus hat. Wir schliessen dabei einerseits an Fragen zur Akzeptanz KI-generierter Textproduktion im Journalismus an, die wir in einer früheren Umfrage im Sommer 2023 gestellt hatten. Andererseits öffnen wir das Feld und untersuchen diverse Bereiche, in denen KI im Journalismus eingesetzt wird. Mit diesem doppelten Zugriff hat sich gezeigt: Die Akzeptanz für KI-generierte oder KI-unterstützte Textbeiträge ist nach wie vor relativ tief und hat sich im Vergleich zu 2023 kaum verändert. Nur 23,8 % der Befragten würden Texte lesen, die vollständig von KI erstellt wurden. 53,6 % der Schweizer:innen würden Medienbeiträge lesen, die Journalist:innen mit Unterstützung von KI verfasst haben. Die Zahlungsbereitschaft für KI-generierte oder KI-unterstützte Beiträge liegt nach wie vor deutlich unter der Zahlungsbereitschaft für Nachrichten, die ausschliesslich von Journalist:innen geschrieben wurden. Insgesamt ist die Schweizer Bevölkerung gegenüber dem Einsatz von KI im Journalismus weiterhin skeptisch eingestellt. Entsprechend erwarten die meisten Befragten von den Medienhäusern, dass der Einsatz von KI transparent deklariert wird. Diese Forderung nach Transparenz zielt nicht bloss darauf, ob KI einen Text (mit)geschrieben hat, sondern grundsätzlich auf alle Bereiche, in denen KI zur Anwendung kommt. Dabei sehen viele Menschen auch die Chancen, die KI für verschiedene Einsatzbereiche bietet. Eine Mehrheit der Befragten erachtet es als sinnvoll, KI für Übersetzungen, das Aufdecken von Falschinformationen auf Social Media, das Auswerten von Daten oder für das Recherchieren von Informationen einzusetzen. Gleichzeitig ist für neun von zehn Schweizer:innen klar, dass Journalist:innen stets die Informationen prüfen sollten, die von KI generiert wurden, und dass Schweizer Medien stets die Verantwortung für den Einsatz von KI tragen sollten. Diese klaren Erwartungen an Transparenz und Verantwortung sehen die Befragten aktuell aber von den Medien kaum erfüllt. Nur 21,2 % meinen, dass die von ihnen am stärksten genutzten Medien verantwortungsvoll mit KI umgehen, und nur 12,1 % sagen, dass diese Medien darüber berichten, wie sie KI konkret einsetzen und an welchen Richtlinien sie sich dabei orientieren. Insgesamt legen die Daten nahe, dass Schweizer Medien mittelfristig mit einer kritischen Perspektive des Publikums auf KI und auch zunehmenden Anforderungen an eine reflexive Berichterstattung und einen verantwortungsvollen Umgang mit KI rechnen müssen.