Abstract
In unserer Studie untersuchten wir die Medienberichterstattung über Deepfakes und wie die Nutzung von journalistischen Medien mit der Wahrnehmung von Deepfakes in der Schweizer Bevölkerung zusammenhängt. Damit konnten wir die Frage beantworten, wie Medien und Gesellschaft mit einem neuartigen Kommunikationsphänomen umgehen, das von Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt ist. In einem ersten Schritt führten wir eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung über Deepfakes in Schweizer Onlinemedien durch. In einem zweiten Schritt analysierten wir anhand von Daten einer repräsentativen Befragung unter Schweizer:innen, ob die Wahrnehmung von Deepfakes mit der Nutzung journalistischer Medien, Social Media und Videoplattformen zusammenhängt. Die Resultate der Inhaltsanalyse zeigen, dass das Thema Deepfakes in Schweizer Medien im Jahr 2023 zwar deutlich an Resonanz gewonnen hat, aber nach wie vor ein Nischenthema ist. Die Medienberichterstattung fokussiert stark auf Risiken wie Desinformation und weniger auf Chancen wie Anwendungen im Film- und Musikbereich. Die Befragung hat gezeigt, dass die Nutzung journalistischer Medien positiv mit der Bekanntheit von Deepfakes korreliert. Menschen, die häufig journalistische Medien konsumieren, kennen den Begriff also eher als Menschen, die dies wenig tun. Die Nutzung von Videoplattformen korreliert hingegen mit der direkten Erfahrung, sprich dem Sehen von Deepfakes, sowie dem Wissen über Deepfakes. Wer journalistische Medien nutzt, geht auch eher davon aus, dass Deepfakes die Meinung der Schweizer Bevölkerung beeinflussen. Dies ist möglicherweise ein Effekt der stark negativen Berichterstattung in Schweizer Medien mit dem Fokus auf Desinformation. Allerdings gehen Menschen mit hohem Medienvertrauen von einem geringeren Effekt von Deepfakes auf die Bevölkerungsmeinung aus. Auch wenn wir mit unserem Untersuchungsdesign keinen direkten Einfluss der Medienberichterstattung über Deepfakes auf die Wahrnehmung von Deepfakes in der Schweizer Bevölkerung nachweisen können, verdeutlichen die Ergebnisse der Studie trotzdem die ambivalente Rolle journalistischer Medien: Einerseits sorgen Informationen und Einordnungen von Journalist:innen dafür, dass Menschen über Anwendungen, Funktionsweisen, Chancen und Risiken von Technologien wie KI informiert sind. Andererseits kann eine eher einseitig auf Risiken fokussierte Berichterstattung auch Unsicherheit in der Bevölkerung wecken und die Nutzung von Potenzialen neuer Technologien reduzieren.