Abstract
Der Beitrag untersucht Briefe mit Ratgesuchen zur Aids-Thematik, die zwischen 1983 und 1995 bei zwei Beratungsinstitutionen eingingen. Es handelt sich um die Aids-Hilfe Schweiz und um die „Liebe Marta“, die Kolumne der bekannten Ratgeberin Marta Emmenegger, die seit 1980 beinahe täglich im Blick, der auflagenstärksten schweizerischen Tageszeitung, publiziert wurde. Es kann gezeigt werden, dass der Einfluss der jeweiligen konkreten Beratungsinstitutionen auf die Inhalte der Briefe sehr gering ist. Die Anforderungen der Beratungskommunikation allgemein werden jedoch zumindest in formaler Hinsicht eingehalten. Zugleich wird deutlich, dass sich – zumindest bei biopolitisch relevanten Themenbereichen wie Aids – das behandelte Thema auf die Form der Kommunikation selbst auswirkt. Im Zusammenhang mit der „Aids-Krise“ verliert Beratungskommunikation ihren tendenziell offenen, kritischen Charakter und reduziert sich hauptsächlich auf die Diffusion von und Suche nach normativem Wissen.