Abstract
Im Alltag kommen Liebeserklärungen vergleichsweise selten vor, im Kino dagegen in unzähligen Varianten. Doch wie sind sie inszeniert? Welchen Vorstellungen sind sie verpflichtet? Und wie prägen sie unser amouröses Wollen, Sollen und Dürfen? Diesen Fragen geht das Buch in fünf Kapiteln nach, in denen es die sprachlichen, szenischen, emotionalen, dramaturgischen und sozialen Konventionen der filmischen Liebeserklärung freilegt. Es zeigt, warum die Liebeserklärung ein verbaler Hochseilakt ist und an welchen Schauplätzen sie bevorzugt geschieht. Es beleuchtet ihr komplexes Gefühlsangebot und ihr dramaturgisches Potenzial. Und es beschreibt, weshalb sich schwule und lesbische Figuren so selten die Liebe erklären. Konventionen eines Sternmoments macht die filmische Liebeserklärung als Stereotyp begreiflich, bei dem es längst nicht immer um das Deklarieren eines Gefühls, aber stets um die kinematografische Aneignung eines Liebesdiskurses geht, dessen Hauptmerkmale aus dem Bürgertum des 19. Jahrhunderts stammen und vom Kino aufgenommen, bestätigt und erweitert wurden.