Abstract
Viele Arten weisen heute als Folge von Habitatzerstörung bzw. –veränderung eine fragmentierte Verbreitung auf. Die Bedeutung unterschiedlich grosser Habitatfragmente für die Erhaltung von Arten ist jedoch oft unklar. Seit 2002 untersucht ein Forscherteam der Universität Zürich in einem 200 km2 grossen Gebiet im Zürcher Oberland die Bedeutung von Feuchtgebietsfragmenten (2–247 ha)für die Rohrammer (Emberiza choeniclus), einer Charakterart von Feuchtgebieten. Aufgrund demografischer und populationsgenetischer Analysen zeigte sich, dass die Rohrammerbestände der verschiedenen Fragmente stark vernetzt und daher als Populationsnetzwerk zu betrachten sind. Die Reproduktion der Rohrammer hängt wesentlich von der Qualität der Schilfflächen ab: alte und breite Schilfflächen mit dichter Vegetationsstruktur beeinflussen den Nesterfolg positiv. Kleine und junge Schilfflächen, wie sie durch das Rotationsmähen entstehen, bilden für die Rohrammer suboptimale Habitate. Die Reproduktionsleistung der Rohrammer war in kleinen und grossen Feuchtgebietsfragmenten gleich gut, wobei die Vögel in kleinen Gebieten in gewissen Jahren günstigere Bedingungen vorfanden. Die Resultate dieser Studie zeigen, dass kleine und grosse Feuchtgebietsfragmente für die Rohrammer wichtig sind, auch wenn sie aus demografischer Sicht Sinkpopulationen darstellen. Für die Förderung der Rohrammer sollten insbesondere die Altschilfflächen entlang von Seeufern breiter sein als dies heute oft der Fall ist.