Abstract
Eine der Hauptaufgaben der Bildungspolitik, der Schule und der Familie besteht darin, mit dem kulturellen und sprachlichen Kapital von mehrsprachigen Kindern richtig umzugehen. Die interkulturelle Bildung beschreibt u.a. die Stärkung der soziokulturellen Identität der Minderheiten. Darunter wird die Integration der kulturellen und sprachlichen Vielfalt in das Bildungssystem verstanden. Der Unterricht in der heimatlichen Sprache und Kultur (HSK) in der Schweiz bietet den Migrantenkindern die Möglichkeit, sich mit der Sprache und Kultur ihres Herkunftslandes auseinanderzusetzen. Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die Untersuchung folgender Frage: Worin unterscheidet sich die Entwicklung der Sprachkompetenzen in der Erst- und Zweitsprache bei den Migrantenkindern, die einen HSK-Kurs besuchen im Vergleich zu jenen, die keinen HSK-Kurs besuchen? Die zentrale Fragestellung wird aus drei verschiedenen Blickwinkeln (Individuum, Elternhaus und Schule) beleuchtet. Wie wird die Sprachentwicklung durch motivationale Aspekte, familiäre Verhältnisse und die Qualität des Unterrichts beeinflusst? Ziel der Untersuchung ist es, ein differenziertes Bild über die parallele Entwicklung der Sprachkompetenzen in der Erst- und Zweitsprache zu gewinnen. Den wissenschaftlichen Rahmen des Projektes bildet die von Skutnabb-Kangas (1977) beschriebene und von Cummins (1979) ergänzte Interdependenz-Hypothese, welche die gegenseitige Abhängigkeit der Sprachkompetenzen in der Erst- und Zweitsprache betont. Diese Aussage wurde durch die Schwellenniveau-Hypothese erweitert (Cummins, 1979). Die Schwellenniveau-Hypothese besagt, dass ein bestimmtes Schwellenniveau der Sprachkompetenzen in der Erst- und Zweitsprache erreicht werden muss, um negative kognitive Effekte zu vermeiden. Im Forschungsprojekt wird ethodologische Triangulation eingesetzt, um quantitative und qualitative Daten zu gewinnen. Der quantitative Teil umfasst u.a. eine Längsschnittstudie, welche individuelle und gruppenorientierte Vergleiche der Sprachleistungen in der Erst- und Zweitsprache ermöglicht. Mit Hilfe standardisierter Beobachtung wird die methodisch-didaktische, inhaltliche und sprachliche Ebene des HSK-Unterrichts qualitativ untersucht.