Abstract
Ein Traum ist privat und zugleich fremd. Er ist kein Ganzes, sondern eine ungesättigte Form. Verweigert man ihm nicht das Interesse und verwirft ihn nicht als belanglos, so bedarf es der Ergänzung und narrativen Verwandlung im explorativen Traumgespräch. Die Ergänzung besteht seit alters her im sinnstiftenden Dialog. Im Zeitalter der Psychotherapie geht es um die Psyche der träumenden Person. Therapeut und Patient verdeutlichen in der Traumanalyse Anliegen des Patienten und verbinden diese mit Aussichten, Risiken und Chancen des Patienten in seiner Lebenssituation. Der Therapeut ist Kredit gebender, engagierter, urteilender und ermutigender Begleiter. Der gemeinsame Blick auf die Lebenssituation fordert den Therapeuten als Mittler und schafft ein Drittes zwischen den Beziehungspartnern und als Orientierung auf die Lebenswelt. Wie dies zugeht, wird gezeigt anhand der authentischen Traumberichte der Patientin Amalie (dokumentiert in der Ulmer Textbank). Die Folge der Traumberichte präsentiert sich als Traumbiografie, als Kommentar und dramatische Aufführung eines Entwicklungs- und Veränderungsprozesses in szenischen Bildern.