Abstract
Über die Innovationsfähigkeit des Fernsehens wird gestritten. Zum einen formulieren Medienjournalistinnen:1 „Kaum ein anderes Medium erfindet sich so schnell immer wieder neu wie das Fernsehen“ (Brunst 2004: 30). Zum anderen herrscht die landläufige Meinung, dass im Fernsehen ‚eh immer nur das Gleiche‘ komme. Auch die Fernsehmacherinnen selbst sehen sich abwechselnd (und z.T. auch gleichzeitig) in einer „creative crisis“ (Bennett-Jones 2007: 1) oder als Überbringerinnen von „innovative[m], moderne[m] und besondere[m] Fernsehen“ (Bartl in Mantel 2006: 1). Insbesondere das deutsche Fernsehen wird negativ beurteilt: „Unser Fernsehen ist am Ende. Beim Versuch, es allen recht zu machen, auf riskante Innovationen zu verzichten und einfach die Erfolge der
restlichen Welt zu kopieren, ist das deutsche Fernsehen versehentlich mit dem Hintern an den Knopf für den Selbstzerstörungsmechanismus gekommen“ (Kalkofe 2007: 72).
Dabei werden Innovationen sowohl auf der Unternehmensebene als auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht als die Quelle ökonomischer Entwicklung und wirtschaftlichen Wachstums betrachtet (Vahs/Buhrmester 2002: 5, 9; Heinlein 2004: 17; Wahren 2004: 13). Gerade für Medien hat Innovativität nochmals eine gesteigerte Bedeutung, denn es ist die Nachfrage nach Neuem, die die Medienwirtschaft von anderen Industrien unterscheidet (Turow 1992: 184; Kiefer 2001:
200; Siegert et al. 2006: 43). Entsprechend haben Medienökonominnen Innovationsmanagement als „one of the most critical areas of research for the field“ (Mierzjewska/Hollifield 2006: 48) identifiziert. Die Analyse von Innovationsprozessen in der Produktion von Inhalten ist wichtig, da Herstellung und Verbreitung
von Inhalten nicht nur die wichtigsten Geschäftsfelder der Medienindustrie sind, sondern durch Inhalte (und ihre Effekte) gleichzeitig die besondere Stellung der Medien als gesellschaftliche Institution begründet wird.