Abstract
Patientenverfügungen werden häufig als Ausdruck eines Bestrebens verstanden, ausschließlich selbst über die eigene Behandlung am Lebensende oder in anderen medizinisch kritischen Situationen entscheiden zu wollen. Kritische Stimmen wenden sich gegen eine Marginalisierung von Angehörigen oder ein verkürztes Verständnis von Autonomie, welches von der Relationalität als Grundgegebenheit menschlicher Existenz abstrahiert. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst der rechtliche Rahmen beschrieben, der die Praxis bezüglich Patientenverfügungen und Stellvertretern in der Schweiz bestimmt. Zudem werden in der Schweiz verfügbare Patientenverfügungsformulare hinsichtlich der darin vorgesehenen Rolle von Angehörigen bzw. nahe stehenden Personen analysiert. Abschließend soll gefragt werden, ob Patientenverfügungen, wie sie derzeit im Schweizer Kontext genutzt werden, wirklich als Instrumente rein individualistischer Selbstbestimmung verstanden werden können.
Definition of the problem:
Advance directives are frequently understood as an expression of an inappropriately individualistic conception of autonomy. Critics point to what they see as an undue marginalization of relatives and to the missing relational dimension of autonomy.
Methodology: The paper describes the developing legal framework in Switzerland with regard to advance directives and surrogates, and analyzes the role of relatives in currently available advance directive forms.
Results:
Advance directives leave considerable room with regard to their formal, content and procedural requirements for the involvement of relatives or close contacts.
Conclusion:
Advance directives cannot be reduced to instruments for realizing self-determination but also function as hermeneutic and communication tools. Given that relatives may be integrated in a variety of ways, advance directives can have a place in cultural settings that differ in their focus on individual versus family oriented decision-making.