Abstract
Die Frage, wie der Mensch zur Sprache kam, findet seit jeher das Interesse interdisziplinärer Forschung. Die vor-
liegende Arbeit liefert einen zusammenfassenden Überblick über jüngste Entwicklungen aus verschiedenen wissenschaftlichen Feldern
(z. B. biologische Anthropologie, Paläogenetik, kognitive Neurowissenschaft, funktionelle Neuroanatomie), in denen in den letzten
Jahren entscheidende Einsichten hinsichtlich des Ursprungs der menschlichen Sprache gelungen sind.
Dieser Beitrag diskutiert eine Reihe von Aspekten, die mutmasslich einen entscheidenden Einfluss auf die Evolution der Sprache hatten.
Insbesondere weist unser Überblick auf die Bedeutung neuroanatomischer Veränderungen im Laufe der Entwicklungsgeschichte der
Homininen hin, wobei primär auf die Relevanz von strukturellen Hemisphärenasymmetrien sowie der kortiko-kortikalen Konnektivität
eingegangen wird. Im Zusammenhang mit der Frage nach der ursprünglichen Modalität der menschlichen Sprache beziehungsweise dem
funktionellen äquivalent bei nichtmenschlichen Primaten, betont unsere zusammenfassende Betrachtung der sprachevolutionären
Forschung die Perspektive eines gestischen anstatt eines vokalen Ursprungs. Insbesondere das Konzept der „Spiegelneurone“ als zere-
brale Grundlage von Imitation und Lernen gilt mittlerweile als ein wichtiger Bestandteil eines akzeptablen und plausiblen Modells,
welches diverse ältere Erklärungsansätze integriert.