Abstract
Die Hauptstadt Bischkek, Russland und Kasachstan sind wichtige Arbeitsorte für die Bevölkerung aus dem ländlichen Süden Kirgistans. Besonders für jüngere Männer und Frauen ermöglicht Migration nicht nur ein besseres Einkommen, sondern auch den Zugang zu Bildungseinrichtungen und eine Abkehr von Traditionen wie eine frühzeitige Heirat. Kinder und ältere Menschen migrieren in den wenigsten Fällen und bleiben in den Heimatdörfern. Während ältere Menschen annehmen, dass diese Trennung der Familie zeitlich begrenzt ist, beginnen die Jüngeren sich von ihren ländlichen Herkunftsorten loszulösen und sich an anderen urbanen Orten niederzulassen. Dies hat langfristige Konsequenzen für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Der Artikel beschreibt die zunehmend multilokalen Lebensweisen der Bevölkerung Kirgistans und die ausbleibende bzw. verzögerte Rückkehr der Migranten und Migrantinnen in ihre ländliche Herkunftsregion. Diese ausbleibende Rückkehr hat bisher unerforschte Folgen für die Entwicklung ländlicher Gebiete. Besonders relevant sind dabei der sich verschärfende Mangel an Arbeitskräften, die Abhängigkeit der ländlichen Bevölkerung von Rimessen und sich verändernde Familienstrukturen, die eine Fürsorge von Kindern und Pflege von älteren Menschen in Frage stellen.