Abstract
Viele Träger eines Cochlea-Implantats (CI) können Sprache gut diskriminieren, während die Musik-Wahrnehmung mit einem CI oftmals beklagt wird. Schlechte Musik-Wahrnehmung bei CI-Trägern kann durch den defizitären Input des CIs erklärt werden, weil Informationen zur Frequenz und zeitlichen Feinstruktur nur begrenzt durch das CI übermittelt werden (Drennan und Rubinstein, 2008). Die Wirksamkeit des CIs hängt jedoch nicht nur von der Qualität des CI-Signals ab, sondern auch von der Anpassung des zentralen auditorischen Systems an den Input des CIs. Nach der Implantation müssen die neuen, elektrischen Signale des CIs vom Gehirn verstanden werden, was oftmals ein intensives Hörtraining voraussetzt. Die Prozesse dieser neuronalen Adaptation sind insbesondere im Hinblick auf den musikalischen Input erst wenig erforscht (Sandmann et al., 2009). Es ist bis heute nicht bekannt, ob die technische Beschränkung des CIs die einzige Ursache für limitiertes Hören bei CI-Trägern ist, oder ob schlechtes Empfinden bei Musik-Wahrnehmung auch
eine messbare Entsprechung im Gehirn hat. Könnte es sein, dass sich Musik für CI-Träger nicht allein deshalb so schlecht anhört, weil sie mit ‚schlechteren‘ Reizen auskommen müssen, sondern eben auch, weil ihre Gehirne die Reize anders verarbeiten? Um eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, untersuchten wir in unserer Studie CI-Träger und Normalhörende mit Elektroenzephalographie (EEG) und Verhaltenstests. Wir verwendeten ein Mismatch-Negativity (MMN) Paradigma um die auditorische Diskriminations-Fähigkeit der Probanden unabhängig von ihrer Aufmerksamkeit zu untersuchen (Pakarinen et al., 2007).