Abstract
Die Familie ist eine der ältesten Institutionen der Menschheit, gehört zu den stabilsten Beziehungsnetzwerken von Individuen und begleitet einen (in den meisten Fällen) ein Leben lang. In den letzten Jahrzehnten wird, bedingt durch demografische und familiale Veränderungen, die den scheinbaren bzw. vermeintlichen Niedergang der Familie markieren, nicht nur in der öffentlichen und privaten, sondern insbesondere auch in der wissenschaftlichen Diskussion die Frage nach dem Wandel der familialen Strukturen und Bindungen in den heutigen, westlichen Gesellschaften thematisiert und eine „Krise der Familie“ postuliert. Der Diskurs wird dabei insbesondere von Soziologen wie Ulrich Beck und Beck-Gernsheim (1986, 1990 und 1993), Anthony Giddens (1993) oder James Coleman (1995) geprägt und von Meinhard Miegel (vgl. z. B. Miegel und Wahl 1994; Miegel 2003) popularisiert. Ihnen zufolge spiegelt sich die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft auch in der Auflösung bislang traditioneller Familienbeziehungen wider, da sich die Wahlmöglichkeiten und Chancen zur individuellen Selbstverwirklichung deutlich erhöht haben. Die neuen Freiheiten gehen dabei aber zu Lasten von Sicherheit und Stabilität innerhalb privater Beziehungen (Bertram 1997).