Abstract
Der Artikel erläutert mit dem kosmopolitischen Republikanismus einen Aspekt, der in der nationalstaatlich fixierten und meist euroskeptischen Republikanismus-Forschung vernachlässigt worden ist, aber in der frühen Phase der Französischen Revolution eine wichtige Rolle spielte. In der Perspektive des hier vorliegenden Artikels erscheint der revolutionäre Republikanismus zumindest in seinen Anfängen nicht als Inbegriff nationalstaatlich gehegter Demokratie und Autonomie, sondern als kosmopolitische oder zumindest Europa einigende Idee. Das Beispiel von Cloots zeigt, dass der Republikanismus in jener Zeit des Umbruchs und am historischen Ursprung der modernen europäischen Demokratie nicht partikularstaatlich, sondern kosmopolitisch konnotiert war. Heutige Versuche, den Republikanismus kosmopolitisch zu transformieren, wie sie von R. Bellamy und D. Castiglione unternommen werden, können in die Tradition des kosmopolitischen Republikanismus gestellt werden. Der Artikel würdigt sechs systematisch bedeutende Merkmale von Cloots’ Theorie und stellt diese in Beziehung zum kantischen Kosmopolitismus, der sich hauptsächlich durch seinen prozessualen, historisch-hermeneutisch reflektierten Charakter von Cloots’ kosmopolitischem Republikanismus unterscheidet.