Abstract
Die Art und Weise, wie sich Kaiser Julian in seiner bis heute vielbeachteten antichristlichen Kampfschrift Κατὰ Γαλιλαίων über die Mythen der Griechen äussert, deckt sich auf den ersten Blick erstaunlich weitgehend mit der jüdisch-christlichen Einschätzung. Von “Erfindungen” ist die Rede, von “unglaubwürdigen und monströsen Mythen”. Könnte es sein, dass Julian, der ja christlich aufgewachsen ist und erzogen wurde, auch später an der skeptischen Beurteilung extremer paganer Mythologeme festhielt, wie dies Kyrills Verwendung des Fragments nahelegt? Die Übereinstimmung von Contra Galilaeos fr. 4 mit der jüdisch-christlichen Kritik beschränkt sich bei näherem Hinsehen allerdings auf die Textoberfläche und die Einsicht, dass es sich bei diesen Texten um ‘mythische Erfindungen’ handelt. Davon abgesehen hat Julian, wie es scheint, seinen ‘Vorfahren’ Orpheus und Homer – anders als dem Verfasser des Pentateuch – zugestanden, sich der Mythen instrumentell zur geschützten Weitergabe philosophischen Wissens bedient zu haben.