Abstract
Am Beispiel des Untergangs der Lusitania und der Titanic wird analysiert, ob und in welchem Maße finanzielle und physische Macht sowie soziale Normen über Leben und Tod entscheiden. In einem quasi-natürlichen Experiment werden multivariate Probit-Schätzungen von öffentlich verfügbaren Sekundärdaten der Schiffsuntergänge durchgeführt. Die Analyse kommt zum Ergebnis, dass es im Wesentlichen von der Zeitspanne zwischen der Beschädigung des Schiffes und seinem Untergang abhängt, welche Rolle physische Stärke, gesellschaftlicher Status oder soziale Normen in lebensbedrohenden Situationen spielen. In zeitlich eng begrenzten Extremsituationen verdrängen Angst und Stress wertbezogenes, rationales Handeln. Es kommt zu einem rücksichtslosen Kampf ums eigene Überleben. Bleibt jedoch in Empfinden und Wahrnehmung der Betroffenen ein größerer Zeitraum bis zum endgültigen Versinken des Schiffes, bestimmen in stärkerem Maße soziale und ethische Werte das Verhalten der Menschen.