Abstract
Zwischen 1723 und 1737 erschienen in Amsterdam die 7 Foliobände der «Cérémonies et Coutumes religieuses de tous les Peuples du Monde», die ein Grossereignis in der Verlagsgeschichte der frühen Aufklärung waren und zu den faszinierendsten Anthologien dieser Epoche gehören. Der Erfolg des Werkes war wesentlich bestimmt durch die reichhaltigen und kunstvollen Illustrationen von Bernard Picart, einem der angesehensten Buchillustratoren seiner Zeit. Die in Kupferstich ausgeführten Tafeln dokumentierten die Rituale und Zeremonien von Juden, Katholiken, Protestanten, Muslimen und der sogenannten «heidnischen» Religionen Amerikas, Asiens und Afrikas. Gestützt auf vielfältiges Bildmaterial zeigt die Autorin, dass auch Picarts Darstellungen fremder Kulturen als geistesgeschichtlich bedeutende Dokumente der Anfänge einer visuellen Ethnographie und vergleichenden Religionswissenschaft betrachtet werden müssen.