Abstract
Der international vergleichende Ansatz ist in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft lange vernachlässigt worden, während er sich in den Nachbardisziplinen Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie deutlich früher etablierte. Die Gründe für dieses Defizit liegen zum einen darin, dass die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft eine junge Disziplin ist. Zum anderen überwog bei vielen Forschern lange die Einstellung, dass Journalisten, Medienorganisationen, Nachrichteninhalte und Publikumspräferenzen so eng an nationale, kulturelle und sprachliche Wurzeln geknüpft seien, dass man sie am besten historisch oder gegenstandsorientiert erklärt. Erst in jüngerer Zeit zeichnet sich eine stärker international vergleichende Orientierung im Fach ab. Erkenntnisfortschritt und Forscherenthusiasmus nehmen rasch zu; Zweifel über die Vorteile und das Erkenntnispotential des komparativen Ansatzes sind ausgeräumt. Die Gründerväter Michael Gurevitch und Jay Blumler, die die Entwicklung seit den Anfängen mit prägten, sehen Anzeichen für die Herausbildung eines „eigenständigen, reifen Forschungsfeldes“ (Gurevitch & Blumler 2003, 371).