Header

UZH-Logo

Maintenance Infos

Differenzielle pharmakologische Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit


Mutschler, J; Kiefer, F (2011). Differenzielle pharmakologische Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigkeit. Journal für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie, 12(1):83-88.

Abstract

Alkoholismus stellt weltweit ein großes medizinisches Problem mit weitreichenden ökonomischen und sozialen Folgen dar. Neben psychotherapeutischen Verfahren stehen seit Kurzem auch effektive medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Aktuelle Studienergebnisse geben Hinweise darauf, dass Symptome wie Angst, Depression und vor allem der starke Wunsch bzw. Zwang, Alkohol zu konsumieren („Craving“) die Wirksamkeit einer pharmakologischen Rückfallprophylaxe beeinflussen. Weiterhin könnten typologische Differenzierung und Genotypisierung hilfreiche Prädiktoren für eine medikamentöse Rückfallprophylaxe bei der Alkoholabhängigkeit sein. Suchtdruck („Craving“) stellt einen der Hauptgründe für Rückfälle im Rahmen der Alkoholabhängigkeit dar. Es können aktuell drei unterschiedliche Formen von Suchtdruck unterschieden werden: Reward Craving (Belohnung), Relief Craving (Erleichterung/Entspannung) und Obsessive Craving (zwanghaft). Für jede Form von Craving werden differenzierbare zentralnervöse pathophysiologische Merkmale vermutet; somit existieren mehrere potenzielle pharmakodynamische Angriffspunkte für Anti-Craving-Substanzen. Die seit über 10 Jahren für die Behandlung von Craving bei der Alkoholabhängigkeit verfügbaren Substanzen sind Acamprosat und Naltrexon. Diese Substanzen sind allerdings nicht bei allen Patienten gleichermaßen wirksam. Allgemein scheint die pharmakotherapeutische Rückfallprophylaxe wirksamer bei Patienten mit einem frühen Beginn der Alkoholabhängigkeit. Bei Patienten mit im Vordergrund stehendem Relief Craving scheint Acamprosat besser zu wirken, bei Patienten mit überwiegendem Reward Craving zeigt sich eine bessere Wirksamkeit für Naltrexon. Disulfiram, die neben Acamprosat und Naltrexon dritte und am längsten zugelassene rückfallprophylaktische Substanz, zeigt Vorteile bei Patienten mit impulsivem Trinkverhalten und ausgeprägtem Kontrollverlust. Weitere klinische Studien unter Einbeziehung neurobiologischer und pharmakogenetischer Merkmale sind nötig, um zukünftig eine fundierte differenzielle Therapieempfehlung geben zu können.

Abstract

Alkoholismus stellt weltweit ein großes medizinisches Problem mit weitreichenden ökonomischen und sozialen Folgen dar. Neben psychotherapeutischen Verfahren stehen seit Kurzem auch effektive medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Aktuelle Studienergebnisse geben Hinweise darauf, dass Symptome wie Angst, Depression und vor allem der starke Wunsch bzw. Zwang, Alkohol zu konsumieren („Craving“) die Wirksamkeit einer pharmakologischen Rückfallprophylaxe beeinflussen. Weiterhin könnten typologische Differenzierung und Genotypisierung hilfreiche Prädiktoren für eine medikamentöse Rückfallprophylaxe bei der Alkoholabhängigkeit sein. Suchtdruck („Craving“) stellt einen der Hauptgründe für Rückfälle im Rahmen der Alkoholabhängigkeit dar. Es können aktuell drei unterschiedliche Formen von Suchtdruck unterschieden werden: Reward Craving (Belohnung), Relief Craving (Erleichterung/Entspannung) und Obsessive Craving (zwanghaft). Für jede Form von Craving werden differenzierbare zentralnervöse pathophysiologische Merkmale vermutet; somit existieren mehrere potenzielle pharmakodynamische Angriffspunkte für Anti-Craving-Substanzen. Die seit über 10 Jahren für die Behandlung von Craving bei der Alkoholabhängigkeit verfügbaren Substanzen sind Acamprosat und Naltrexon. Diese Substanzen sind allerdings nicht bei allen Patienten gleichermaßen wirksam. Allgemein scheint die pharmakotherapeutische Rückfallprophylaxe wirksamer bei Patienten mit einem frühen Beginn der Alkoholabhängigkeit. Bei Patienten mit im Vordergrund stehendem Relief Craving scheint Acamprosat besser zu wirken, bei Patienten mit überwiegendem Reward Craving zeigt sich eine bessere Wirksamkeit für Naltrexon. Disulfiram, die neben Acamprosat und Naltrexon dritte und am längsten zugelassene rückfallprophylaktische Substanz, zeigt Vorteile bei Patienten mit impulsivem Trinkverhalten und ausgeprägtem Kontrollverlust. Weitere klinische Studien unter Einbeziehung neurobiologischer und pharmakogenetischer Merkmale sind nötig, um zukünftig eine fundierte differenzielle Therapieempfehlung geben zu können.

Statistics

Downloads

386 downloads since deposited on 08 Mar 2012
31 downloads since 12 months
Detailed statistics

Additional indexing

Item Type:Journal Article, refereed, original work
Communities & Collections:04 Faculty of Medicine > Psychiatric University Hospital Zurich > Clinic for Clinical and Social Psychiatry Zurich West (former)
Dewey Decimal Classification:610 Medicine & health
Scopus Subject Areas:Health Sciences > Surgery
Health Sciences > Neurology (clinical)
Health Sciences > Psychiatry and Mental Health
Language:German
Date:2011
Deposited On:08 Mar 2012 15:48
Last Modified:21 Oct 2023 07:01
Publisher:Krause & Pachernegg GmbH
ISSN:1608-1587
OA Status:Green
Free access at:Official URL. An embargo period may apply.
Official URL:http://www.kup.at/journals/summary/8119.html
  • Content: Published Version