Abstract
Allgemeines: Die oft empfindliche Psyche und die manchmal jahrelange Behandlung sind gebührend zu berücksichtigen und erfordern besonderen Takt.
Bei jungen Patientinnen handelt es sich oft um die erste gynäkologische Untersuchung überhaupt. Sie sollte daher keinesfalls unter Zeitdruck stattfinden und ausreichend
erklärt sein. Eventuell kann durch Einsatz eines Handspiegels Vorgehen und Befund veranschaulicht werden.
Eine Sterilitätsbehandlung erstreckt sich meistens über eine längere Zeit und beinhaltet zahlreiche Gespräche, Untersuchungen und Therapien. Bei der ersten Konsultation
ist das Paar über das geplante Vorgehen zu orientieren und darauf aufmerksam zu machen, dass bereits die Abklärung mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Da Kinderlosigkeit ein gemeinsames Problem des Paares ist, sollten immer beide Partner beteiligt werden, selbst dann, wenn sich nur auf einer Seite eine Sterilitätsursache finden lässt. Eine eingehende Aufklärung und der Hinweis auf das Besondere der jeweiligen Situation sind angezeigt. Das Durchhaltevermögen des Ehepaares sollte von Zeit zu Zeit neu eingeschätzt werden, bei zunehmenden psychologischen Schwierigkeiten
ist unter Umständen eine Behandlungspause einzulegen. Man hüte sich vor unrealistischen Angaben über die Chancen und die mögliche Dauer einer Behandlung. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass in einer sowohl dem Arzt/der Ärztin als auch dem Paar geläufigen Sprache kommuniziert wird. Im Zweifelsfall müssen die Sprachkenntnisse beider Partner vor Aufnahme einer Sterilitätsbehandlung verbessert
werden. Wird diese Regel nicht eingehalten, kann es zu Missverständnissen kommen,welche eine reduzierte Schwangerschaftschance zur Folge haben und die Risiken
einer Sterilitätsbehandlung unverantwortbar ansteigen lassen.
Postmenopausale Frauen haben oft ein hohes Informationsbedürfnis. Es ist zu berücksichtigen,
dass die betroffenen Frauen durch widersprüchliche Angaben von verschiedenen Seiten häufig verunsichert sind. Eine eingehende Aufklärung über die Eigenheiten einer postmenopausalen Hormontherapie unter Einbezug der Vor- und Nachteile ist deshalb eine unabdingbare Voraussetzung.
Gewalterfahrungen sind ein Ereignis, das viele Patientinnen prägt und im Fall von sexueller Gewalt die Untersuchung kompliziert gestalten kann. Bei Verdacht auf Gewalt sollte
feinfühlig, aber aktiv nachgefragt werden, um zu signalisieren, dass das Thema angesprochen werden kann. Häufig verstecken sich Gewalterfahrungen hinter unspezifischen Beschwerden wie chronische Schmerzen, Ängsten oder depressiven Verstimmungen.