Abstract
Im Zusammenwirken mit äußeren Anforderungen können die psychischen Herausforderungen des Alterns zu Lebenskrisen oder Erkrankungen, aber auch zu neuen persönlichen Entwicklungen führen. Wir stellen hier das psychoanalytische Kommunikations- und Beziehungsmodell der Kreditierung vor, mit dem in der Psychotherapie mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte beleuchtet wird, wie diese herausfordernde Lebensaufgaben bewältigt haben, wofür sie sich und anderen rückblickend »Kredit« geben oder auch absprechen. Patienten werden dabei als Akteure mit Ressourcen und Entwicklungspotenzialen anerkannt, es gilt, an sie zu glauben und ihnen die Bewältigung gegenwärtiger Schwierigkeiten zuzutrauen und zuzumuten. Damit stellt Kreditierung einen wichtigen Bestandteil der Vertrauens- und Bündnisbildung dar. Anhand eines Praxisbeispiels wird der Nutzen für die Psychotherapie aufgezeigt. Abschließend diskutieren wir die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit als Freiheit zum entschiedenen Handeln in der Gegenwart.