Abstract
Gegenwärtig ziehen jedes Jahr Millionen von chinesischen Wanderarbeitern vom Land in die Städte. Doch wie sieht das Alltagsleben dieser Arbeitsmigranten jenseits von Zahlen und Statistiken aus? Wer sind sie und welche sind die täglichen Strategien, mit denen sie im ungewohnten Stadtleben ihr wirtschaftliches und soziales Überleben sichern?
Auf der Basis von ethnographischem Datenmaterial geht Lena Kaufmann diesen Fragen am Beispiel eines kleinen, familienbetriebenen Straßenrestaurants in Shanghai, in dem <i>mala tang</i> – scharf gewürzte Nudelsuppe – hergestellt und vertrieben wird, auf den Grund. Im Fokus stehen dabei das praktische Wissen und die Fertigkeiten der untersuchten Migranten und die Frage, wie diese im täglichen Arbeitsleben zum Einsatz kommen und die konkrete Migration prägen. Ausgehend von einer „Schüssel Suppe“ wird so ein kleiner, aber dynamischer Ausschnitt aus der chinesischen Binnenmigration nachgezeichnet und ein empirischer Beitrag zu unserem Verständnis von Migrationsphänomenen geliefert. Darüber hinaus wird deutlich, dass die Untersuchung von Migration aus einer wissensorientierten Perspektive heraus es nicht nur erlaubt, der Logik und Dynamik von Migrationsprozessen ein Stück näher zu kommen, sondern andererseits auch dazu anregt, Migranten nicht als gering qualifizierte, gesichtslose Masse, sondern als Menschen mit wertvollen Qualifikationen und Fertigkeiten wahrzunehmen, die ihren Migrationsprozess aktiv mitgestalten.