Abstract
Die korrekte Ausführung eines funktionellen Beschlags setzt Kenntnisse des Hufschmieds über Stellungsanomalien und Bewegungsmuster des Pferdes sowie über die verschiedenen Beschlagskonzepte voraus und verlangt von ihm die Fähigkeit, diese für jedes Pferd individuell umzusetzen. Beschlagstechnische Interventionen werden unter Fachleuten oft kontrovers diskutiert und sollten mittels ganganalytischer Untersuchungen erhärtet werden. In der vorliegenden Fallstudie wurden die Einflüsse verschiedener Beschlagszustände anhand von ausgewählten Ganganalyseparametern untersucht. Die Messungen wurden an einer Warmblutstute durchgeführt: (A) beschlagen mit langer Zehe, (B) ausgeschnitten, unbeschlagen, (C) konventionell beschlagen mit Zehenrichtung und (D) beschlagen nach der 4-Punkt-Methode. Kraft-, Zeit- und Längenparameter wurden mit Hilfe eines instrumentierten Laufbands erhoben. Das Auffussen und Abrollen wurde mit Hochgeschwindigkeitsvideoaufnahmen festgehalten. Es zeigte sich, dass eine lange Zehe zu einer Verlängerung der Abrollzeit und somit zu einer Verlängerung der hinteren Schrittpartie führt und die längere Stützbeinzeit bei gleich bleibendem Impuls in niedrigeren Kraftspitzen resultiert. Es bestanden quantifizierbare Unterschiede zwischen dem unbeschlagenen Huf, dem Beschlag mit langer Zehe und den Beschlägen mit optimaler Zehenrichtung. Die Differenzen zwischen den beiden Beschlagsformen waren hingegen minimal. Die Ganganalyse unter standardisierten Bedingungen eignet sich zur objektiven Beurteilung von Beschlägen.