Abstract
Spindeltoxine gehören zu den potentesten Chemotherapeutika im Kampf gegen Krebs, da sie direkt in den Zellzyklus eingreifen. Mikrotubuli, Zielstrukturen der Spindeltoxine, spielen bei vielen verschiedenen physiologischen Vorgängen im Körper eine essentielle Rolle. Mikrotubuli-destabilisierende Substanzen, wie die Vinkaalkaloide und auch Mikrotubuli-stabilisierende Substanzen, wie die Taxane und Epothilone führen zu einem Zellzyklusstopp unmittelbar vor der Mitose. Dies führt in der Folge zur Apoptose der Zelle. In der Tiermedizin gehören Vinkaalkaloide, allen voran das Vincristin, als alleinige Therapie oder in Kombinationsprotokollen zur Standardtherapie gewisser Tumorarten. Vertreter der Taxane können bisher nur in beschränktem Umfang bei Tierpatienten angewendet werden, da diese aufgrund möglicher Hypersensitivitätsreaktionen stark prämediziert werden müssen. Über die neue Substanzgruppe der Epothilone gibt es beim Hund bisher keine klinischen Studien. Da die Epothilone aber über einige Vorzüge den Taxanen gegenüber verfügen, wird diese Substanzklasse in der Veterinär- und Humanmedizin in Zukunft wohl eine immer größere Rolle spielen. Wasserlösliche Vertreter der Epothilone lösen zum Beispiel keine Hypersensitivitätsreaktionen aus, wirken auch bei chemotherapieresistenten Tumoren und scheinen beim Menschen weniger Nebenwirkungen zu haben als Taxane.
Ziel dieses Artikels ist, den Wirkmechanismus der Spindeltoxine zu beschreiben, die Vertreter der einzelnen Substanzklassen vorzustellen und ihre Bedeutung im Bezug auf die Veterinärmedizin darzulegen.