Abstract
Die Frühjahrstagung 2008 des Konstanzer Arbeitskreises zum Thema „Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters“ ist von Gerhard Fouquet (Kiel) und Hansjörg Gilomen (Zürich) angeregt und organisiert worden.
In seiner Einführung stellte Gerhard Fouquet (Kiel) eingangs die verschiedenen Zugänge der Wirtschaftswissenschaften einerseits und der Geschichtswissenschaften andererseits bei wirtschaftshistorischen Untersuchungen heraus. Als thematischen Schwerpunkt der Tagung definierte er die Stadtwirtschaft des Mittelalters. Bisherige Forschungsbemühungen summierte er mit der Aufzählung wichtiger Einzelstudien, unter denen er besonders die Arbeiten von Aloys Schulte hervorhob. Welche historischen Phänomene angesichts der Themenstellung in den Blickpunkt fallen, skizzierte Fouquet anschließend in einer dichten Folge. Unter anderen zählten dazu die Beurteilung der Handelsgesellschaften nach ihrer Innovationsfreudigkeit, die Umkehrung von Export und Import in der islamischen Welt, das Aufkommen der commenda im Mittelmeerraum, die Untersuchung der Hanse als gesamteuropäisches Phänomen, die Überformung traditioneller Märkte durch Handelsmessen neuen Typs, die Entwicklungsunterschiede im Geldverkehr zwischen einzelnen europäischen Regionen, die Ablösung jüdischer Bankiers durch die mittelalterlichen Kaufmannsbanken und die sozialgeschichtliche Betrachtung des Kaufmanns als homo oeconomicus wie homo sociologicus. Die Behandlung des weiten Spektrums erfordere somit eine kombinierte Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte. Abschließend bekundete Fouquet seine Skepsis gegenüber jüngeren ökonomischen Erklärungsmodellen und forderte, das Tagungsthema nicht zu sehr mit spezifischen Theoriebildungen zu belasten.