Abstract
Das Ulcus hypertonicum Martorell (1) ist die häufigste Form von ischämischer subkutaner Arteriolosklerose. Zugrunde liegend findet sich bei Patienten mit einer langjährigen, meistens gut eingestellten arteriellen Hypertonie eine stenosierende Arteriolosklerose in der Subkutis, welche im Endstadium zu Hautinfarkten am Unterschenkel führt. Klinisch findet sich eine nekrotisierende Livedo racemosa, die sich regelhaft am laterodorsalen Unterschenkel oder über der Achillessehne lokalisiert. 60 °/o der Patienten haben auch einen Diabetes, oft im Rahmen eines metabolischen Syndroms, aber 40 °/o sind "schlanke Hypertoniker" (2). Dieses klinische Bild wird aufgrund des lividen, fortschreitenden Wundrandes und der sehr stark ausgeprägten (Ischämie-) Schmerzen von Klinikerlnnen, welche das Krankheitsbild nicht kennen, sehr oft als Pyoderma gangraenosum oder als nekrotisierende Vaskulitis fehlgedeutet Wenn dann noch eine oberflächliche Hautbiopsie vom Ulkusrand entnommen wird, kann es gut sein, dass die Histologie mit einem Pyoderma gangraenosum vereinbar ist. Daraus wird als nächster Schritt (3) das falsche Therapiekonzept abgeleitet, nämlich Immunsuppression und Vermeiden jeglicher Chirurgie. Dabei wäre die Nekrosektomie mit Spalthautverpflanzung in den ausgedehnteren Fällen von Ulcus hypertonicum Martorell die Behandlung der Wahl (4). Etwa 70 % der Histologien des Ulcus hypertonicum Martorell sind mit der Histologie der sogenannten Kalziphylaxie identisch. Daher liegt die Hypothese nahe, dass das Ulcus hypertonicum Martorell und die Kalziphylaxie eine gemeinsame Pathogenese haben. Schlüsselwörter: Ulcus hypertonicum Martorell, subkutane Arteriolosklerose, Pyoderma gangraenosum, Kalziphylaxie, Ulkuschirurgie (Nekrosektomie, Spalthautverpflanzung)