Abstract
Die als «Jagd nach guten Risiken» bezeichnete Risikoselektion wird in der Tagespresse derzeit wieder häufiger thematisiert. Zur aktuellen Popularität des Themas dürfte ein bekannter Internet-Vergleichsdienst beigetragen haben, der Presseangaben zufolge unlängst die Weiterleitung bestimmter Offertenanfragen an einige (hierfür zahlende) Versicherer verhinderte. Dieses Gebaren ist Ausdruck des Anreizes, in Versicherungssystemen mit Einheitsprämien jeweils Gesunde anzuwerben und Kranke abzuweisen. Während zur Theorie der Risikoselektion in der Krankenversicherung etliche Publikationen xistieren, standen bislang keine statistisch verwertbaren Daten zu Art und Ausmass allfälliger Risikoselektion in der Schweiz zur Verfügung. Ziel der hier vorgestellten Arbeit war es daher, entsprechende Daten zu erheben und auszuwerten. Im Mittelpunkt des Interesses standen dabei einerseits das Versichererverhalten gegenüber unterschiedlichen Versichertenpopulationen, (z. B. Antwortzeiten gegenüber guten versus schlechten Risiken) andererseits auch die Frage nach Verhaltensunterschieden zwischen Versicherergruppen (Antwortquoten von Multikassenkonzernen versus unabhängigen Krankenkassen).Die Auswertung realer Offertenanfragen und zugehöriger Antworten zeigt etliche statistisch signifikante Unterschiede sowohl zwischen guten und schlechten Risiken als auch zwischen Versicherergruppen. Es empfiehlt sich, die diesen Umstand bei einer allfälligen Umsetzung der umstrittenen Managed-Care-Vorlage zu berücksichtigen.