Abstract
Die Arbeiten von Pierre Bourdieu erfahren in der neueren Wirtschaftssoziologie eine zunehmend grosse Beachtung. Dabei spielt insbesondere der Feldbegriff eine zentrale Rolle, der die Analyse von Märkten als historisch gewachsenen Strukturen erlaubt. In der neueren französischen Soziologie wird allerdings die These vertreten, dass auf der Grundlage von Bourdieus Feldtheorie keine angemessene Erklärung der Bewertung und der Qualitätsbestimmung von ökonomischen Gütern möglich ist. Während Callon et al. ihren Fokus auf die Qualitätszuschreibung an Produkte richten, die sich in einem Spannungsverhältnis von Singularisierung und Vergleichbarkeit bewegt, konzentrieren sich Boltanski und Thévenot auf die Rechtfertigungsmuster von Bewertungen. Auffällig ist aber, dass in der neueren französischen Wirtschaftssoziologie durchweg unterstellt wird, dass derartige Bewertungsprozesse nicht auf die Position von Akteuren in der Struktur eines Feldes zurückgeführt werden können. In diesem Aufsatz soll im Gegensatz dazu die – stärker im Einklang mit Bourdieus Feldtheorie stehende – These vertreten werden, dass Qualitäts- und Statuszuschreibungen auf Märkten sich durchaus durch die Positionen von Akteuren in der Struktur von Feldern erklären lassen.