Abstract
Die vorliegende Übersichtsarbeit identifiziert und beschreibt evidenzbasierte psychotherapeutische und psychosoziale Behandlungsansätze sowie präliminäre Ansätze der Pharmakotherapie und der Schadenminderung bei schädlichem Cannabisgebrauch beziehungsweise einer Abhängigkeitsproblematik von Cannabis. Die Behandlungsnachfrage aufgrund von Cannabis hat in der Schweiz an den ambulanten Beratungsstellen zugenommen, wo sich vorwiegend Jugendliche und junge Erwachsene männlichen Geschlechts in Behandlung befinden. Zur Behandlung von schädlichem Cannabisgebrauch und Cannabisabhängigkeit erwies sich bei Jugendlichen die Motivationale Gesprächsführung (MG) in Kombination mit Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) als wirksam. Bei juristisch auffälligen Jugendlichen und solchen mit Konsum von zusätzlichen illegalen Substanzen hat sich die intensivere Mulitdimensionale Familientherapie (MDFT) bewährt. Bei Erwachsenen wurde für MG in Kombination mit KVT Wirksamkeit nachgewiesen, die sich bisher zumindest in den USA durch die Ergänzung mit dem sogenannten Community Reinforcement Approach (CRA) erhöhen lässt. Die meisten Erkenntnisse zu Applikationsformen im Rahmen der Schadenminderung bei Cannabisabhängigkeit stammen von der medizinischen Cannabisverschreibung bei schweren, anderweitig behandlungsresistenten Erkrankungen. Dabei sowie bei Schadenminderung soll möglichst auf eine schadensarme, idealerweise orale Einnahmeform geachtet werden.