Abstract
Aus der Perspektive der reisenden Ethnologin erforscht die Autorin das mobile Feld des Motorradtourismus innerhalb des lokalen Feldes der Türkei. Das Buch widmet sich der ethnologischen Diskussion über Mobilität, was auch die Mobilität der Ethnologin als ethnografische Methode einschließt. Diese erweist sich als besonders praktikabel zur Erforschung flüchtiger Begegnungen mit Einheimischen, wie sie für eine Motorradfernreise charakteristisch sind.
Die zumeist einmaligen und spontanen Begegnungen zwischen immer anderen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen haben trotz ihrer Flüchtigkeit eines gemein: Sie werden jeweils in Form einer gastfreundlichen Beziehung gestaltet. Es zeigt sich, dass die Gastfreundschaft sowohl universelle wie auch lokalspezifische Grundregeln kennt, die jedoch in der individuellen Begegnung so weit gebeugt werden können, dass Gastfreundschaft zu einem flexiblen Bindeglied zwischen einander fremden Personen wird.
Wenngleich die überaus gastfreundlichen Begegnungen aufgrund der unterschiedlichen Herkunft der Beteiligten sowie auseinandergehender Erwartungen und Interessen nicht frei von Missverständnissen sein können, prägen sie dennoch das Erleben der Reisenden und deren Wahrnehmung der Einheimischen; den Gastgebenden dienen sie als Plattform, auf der sie fremden Reisenden ihre Kultur, die in der Gastfreundschaft einen Ausdruck findet, zeigen können.
Der spezifischen Kontaktart einer flüchtigen Begegnungen wird in dieser Studie eine ureigene Berechtigung beigemessen. Sie besitzt ihre unübertragbare Dynamik und fördert spezielle Formen des kulturellen Austauschs. Trotz mancher Vorbehalte birgt die relative Unverbindlichkeit des flüchtigen Momentes wertvolle Möglichkeiten der Annäherung und des Kennenlernens – auch für die Ethnologie.
From the perspective of a travelling ethnographer, the author researches the mobile field of motorbike tourism within the local field of Turkey. The book puts mobility up for discussion within the academic subject of cultural anthropology, which also includes the ethnographer’s mobility as her field approach. This method of fieldwork proves to be eminently viable for doing research on transient encounters that are characteristic of motorbike travellers meeting local people.
Despite their transiency, the usually non-recurring and spontaneous encounters between varying people of differing cultural backgrounds do have something in common: in each case they are moulded in terms of hospitable relations. It can be seen that hospitality knows universal as well as specific local rules, which nevertheless can be inflected during each individual encounter. Thus hospitality becomes a flexible tie between people who are initially alien to each other.
Although the exceedingly hospitable encounters cannot be free from misunderstandings due to the different origins of the involved persons as well as divergent expectations and interests, they still impress the traveller’s experience of the local people; for the hosts they are a platform on which they may introduce their culture expressed through hospitality to foreign travellers.
This study ascribes its innate value to the specific type of contact described as a transient encounter. It possesses a vitality that cannot be transferred easily and cultivates specific modes of cultural exchange. In spite of some reservations, the relative non-commitment of a transient moment offers precious possibilities of converging and encountering people – also for ethnology.