Abstract
Topos et ethos. De Bruges à Bordeaux analysiert zwei Romane, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch in ihrem Kern ein durchaus vergleichbares Szenario entfalten: sowohl in Bruges-la-Morte von Georges Rodenbach als auch in Mon cœur à l’étroit von Marie NDiaye tritt uns die Stadt als ein Ort ethischer Werte entgegen, wobei die Einschreibung der Wertedimension in den urbanen Raum in beiden Werken als ein Prozess verstanden werden kann, der, gleich einem Palimpsest, zwei inkompatible Lektüren der Stadt übereinanderlegt. Ausgehend von diesem Grundschema arbeitet der Beitrag die Parallelen und Unterschiede der beiden Texte heraus. Dabei liegt das besondere Augenmerk auf der Beschaffenheit der je verschiedenen ethischen Diskurse und deren Verknüpfung mit der jeweiligen Erzählsituation.