Abstract
Thomas Mann und Immanuel Kant werden bislang selten in einem Atemzug genannt. Vielmehr scheinen der Dichter aus Lübeck und der Philosoph aus Königsberg als Ikonen abendländischer Denkungsart im Grunde gänzlich entgegengesetzte ästhetische und philosophische Positionen zu repräsentieren. Die Dissertation beschäftigt sich mit einer ersten Annäherung des Literaten Thomas Mann an Immanuel Kant. Neben einer Bestandesaufnahme und Bewertung der direkten, oft losen und wenig reflektierten Spuren Kants im Werke Thomas Manns werden dabei vor allem auch die indirekten, mentalitätengeschichtlichen Einflüsse und Inspirationen gewürdigt. Dies geschieht schwerpunktmäßig einerseits auf dem Felde der Geschichtsphilosophie (unter besonderer Berücksichtigung der Ambivalenz von Konservativismus und Idealismus), andererseits auf dem Gebiete der ästhetischen Theorie – hier insbesondere unter Würdigung des Spannungsfeldes von Ironie und Aufklärung.
Thomas Mann and Immanuel Kant have previously rarely been mentioned in the same breath. On the contrary: The poet from Lübeck and the philosopher from Königsberg appear to represent very different schools of thought within the European tradition of philosophy and aesthetic theory. This thesis undertakes a first rapprochement of Mann and Kant. In addition to the examination of direct traces of Kantian thought in the writings of Thomas Mann, Kant’s indirect influences on Mann are examined. Hereby, the analysis is focused on aesthetics and on the philosophy of history – emphasizing the ambiguity between enlightenment and irony.